Wie wird man Scharfschütze? Ist man das schon, wenn man auf große Distanzen trifft? Wir wollten es wissen und uns selbst rantasten. Doch eines nach dem anderen. Anfang April haben wir den Sniper 1 Kurs bei der TACTICAL COMBAT ACADEMY (TCA) in der Slowakei am Schießstand Zohor besucht.

Für uns ist die Anreise aus Wien bequem, nur knapp über eine Stunde Anfahrt und schon sind wir da. Angekommen heißt es erstmal registrieren und dann geht es schon zum Unterstand, wo es später Action geben wird.

Dort erwartet uns auch gleich ein beeindruckendes Lineup an Leih-Repetierbüchsen. Bevor wir damit loslegen dürfen, gibt es erstmal eine Theorieeinheit.

Kursleiter ist Michal Ďurech. Michal ist Absolvent des Militärgymnasiums in Martin und hat die Scharfschützenausbildung der britischen Spezialeinheiten bestanden. Als Ausbilder für Kampfschießen gewann er mehrere Titel, darunter den des slowakischen Polizeischarfschützenmeisters, Platz vier bei der Weltmeisterschaft hat er ebenfalls und obendrein war eer regelmäßig an internationalen Übungen und Kursen beteiligt.
Wie bei TCA Kursen gewohnt, wird meist Slowakisch unterrichtet und dabei von einem Dolmetscher Deutsch oder Englisch übersetzt. Dafür ist der Herr links im Bild zuständig.

Erster Punkt der Tagesordnung ist die Theorie zu Kalibern und Munition. Welche Kaliber gibt es, wie sind diese verbreitet. Unterschied zwischen Kalibern für Sportschützen und Behörden. Auch gibt es ein paar Anschauungsobjekte unterschiedlicher Kaliber, sowie besondere Sachen wie Panzerbrechende und Leuchtspur-Munition.

Nächster Punkt – die unterschiedlichen Repetiergewehre wie auch deren Optiken. Worin unterscheidet sich ein Gewehr etwa für Jäger, Sportschützen oder eben Behörde? Wie wirkt sich Vergrößerung in der Optik aus und worauf muss man bei der Parallaxe achten? Zusätzlich werden immer Anschauungsobjekte rumgereicht, damit man das Besprochene anfassen, oder bei einer Optik durchschauen kann. So versteht man gleich besser, was gemeint ist.

Das Thema Optiken wird besonders tief besprochen. Michal erklärt uns den Unterschied zwischen MIL und MOA. Unterschiedliche Fadenkreuze, sowie was eine gute Optik auszeichnet.

Immer wieder kommt das schlaue Buch bei uns vorbei, wo eben diese Themen mit Grafiken erklärt werden. Das Buch selbst ist aus Michals Privatbesitz.

Hier noch der Eintrag zu Fadenkreuzen und wie man mit diesen die Distanz und Größe von Personen oder Objekten berechnen kann. Viel Theorie und immer wieder auch Mathematik dabei, doch Michal gibt auch gute Tipps und Anhaltspunkte, womit man sich das Ganze etwas leichter machen kann.

Das Whiteboard füllt sich mit Information. Die Welt von MIL und MOA wird immer klarer und langsam verstehen wir, warum Optiken so gebaut sind, wie sie sind und welches Fadenkreuz eigentlich optimal für uns wäre. Was noch fehlt in der großen Formel der Ballistik ist die Witterung. Doch auch hier gibt uns Michal wieder Einblicke, zeigt ein Video wie man Wind im Gelände erkennen und deuten kann. Auch werden Geräte wie das Kestrel besprochen, welches man oft bei Wettkämpfen und Scharfschützen auf Fotos sieht.

Wir haben nun viel Theoretisches gelernt, daher wird es Zeit für die Praxis. Bevor es damit los geht, gibt es aber eine kleine Mittagspause. Wir nutzen die Zeit für einen Snack, denn danach wird durchgehend bis Kursende geschossen.

Während die Teilnehmer sich langsam Bereit machen, Schießbrillen nochmal Putzen und den Gehörschutz bereitlegen, hängt Michal die Ziele auf. Entfernung 100 Meter fürs erste.

Nun geht es weiter. Wer kein eigenes Gewehr mitgenommen hat, darf sich eines aussuchen. Leihgewehre haben alle das Kaliber 308 Winchester. Zusätzlich gibt es auch noch die HELIKON-TEX Backblast Schießmatte, damit der Boden nicht so unbequem ist.

Erste Übung – die Gewehre einschießen. Zuvor haben wir gelernt, wie man Optiken richtig einstellt, das sollen wir nun anwenden. Zusätzlich zeigt uns Michal noch die korrekte Haltung beim Schießen im Liegen.

Hier unser Arbeitsgerät. Gefühlt haben wir den Jackpot gezogen. Hierbei handelt es sich um ein Remington 700 System in einem Accuracy International Chassis mit einem Schmidt & Bender PM II Zielfernrohr in MRAD.

Feuer frei – alle legen los. Es wird fleißig geschossen, denn alle Zielfernrohre von den Leihgewehren sind nicht eingeschossen und wollen daher korrekt eingestellt werden. Warum das so ist, wird uns nach der letzten Übung des Tages klar.

Hinter den Schützen befindet sich Michal mit Spotter-Zielfernrohr. Wer Probleme hat, bekommt Unterstützung von Michal. Auch können Schützen selbst durch das Spotter-Glas schauen, wenn sie Treffer nicht mit dem Zielfernrohr erkennen können.

Manche haben mehr, andere weniger geschossen. Doch eins einte uns alle, wir waren fertig und so geht es nun vorwärts zu den Zielscheiben.

Hier unsere Scheibe. Mittig war das erste Ziel, welches man zur Hilfe nehmen sollte, um das Gewehr einzuschießen. Links oben dann das Ziel, um das Zero zu bestätigen. Noch bin ich wohl kein Sniper. Doch Michal unterstützt beim Lernprozess. Er geht jedes Ziel mit den Teilnehmern durch und gibt weitere Tipps, um Fehler zu knorrigeren. Manchmal war es Abzugsfehler, manchmal die falsche Position, bei manchen gab es noch Tipps zum Einstellen der Optik.

Hier zwei Gewehre von Teilnehmern, welche diese selbst mitgebracht haben. Dort war das Ziel nahezu Loch in Loch durchlöchert und man sah, wo die Reise hingehen sollte.

Nachdem die Optik korrekt eingestellt war, hieß es nun die Türme auf Null zu stellen, damit man für die weiteren Übungen gerüstet ist.

Da wir zuerst im Liegen geschossen hatten, ist nun sitzend dran. Michal zeigt uns wieder ein paar Positionen vor, gibt Tipps wie man diese am besten umsetzt.

Dann dürfen wir wieder ran. Damit es etwas schneller und einfacher geht, wird auf Stahlziele geschossen. Jeder probiert sich durch die unterschiedlichen Positionen, immer gepaart mit einem schönen Ping.

Nach sitzend, kommt natürlich noch stehend. Auch hier gibt es wieder ein paar Positionen, die präsentiert werden. Auch das wird von uns Teilnehmern wieder gemeistert.

Bisher ging alles auf 100 Meter. Da wir nun die unterschiedlichen Schießpositionen durchgenommen hatten, ist es Zeit, die Ziele etwas weiter aufzustellen.

Wir bauen quasi einen Parcour auf. Ziele auf 100 Meter, 200 Meter und 250 Meter. Papier und Stahlziele.

Jetzt beginnt der richtige Spass. Zuerst einmal gibt es Übungen, um auf die neuen Distanzen zu treffen. Einmal, indem man das Fadenkreuz korrekt auf die neue Distanz einstellte. Anschließend sollte man das Zero auf 100 Meter belassen und dann entsprechend im Fadenkreuz kompensieren.

Auch spannend ist die Übung, das Fadenkreuz auf 250 Meter eingestellt zu lassen und dann jeweils auf 250 Meter, 200 Meter und 100 Meter zu schießen in einem Durchgang. So ist man gezwungen das Fadenkreuz entsprechend unter dem Ziel zu halten, um dann auf die näheren Distanzen zu treffen. Macht Sinn, aber haben wir so auch noch nicht gemacht.
Michal hat als Abschlussübung noch etwas spezielles für uns parat. Nach seinen Vorgaben verstellen wir das Fadenkreuz und nun lag der Treffpunkt auf 100 Meter, sozusagen rechts unten von der Mitte. Je nach Fadenkreuz war diese Übung für manche schwieriger als andere.

Viel zu schnell vergeht der Tag und schon ist es wieder vorbei. Wir erhalten zum Abschluss noch eine Urkunde von Michal und den Hinweis, dass dies erst der Anfang sei. Weiter geht es mit dem zweiten Kurs dann in Jasna auf bis zu 500 Meter.

Wir sind sonst mehr der AR15 Schütze und auf dynamischen Bewerben unterwegs. Konnten wir trotzdem etwas mitnehmen? Ja definitiv. Das präzise Abziehen am Abzug und so manche Schießpositionen helfen ungemein für die 300-500 Meter Distanzen, die wir immer wieder bei Bewerben haben. Auch die gesamte Thematik Ballistik war sehr spannend und lehrreich vorgetragen zu bekommen.
Wer auch in die Sniper Thematik eintauchen möchte, der findet HIER alle Sniper Kurse der TCA.
QUELLE : https://www.spartanat.com/